Das Sauerland
Unendlich weite Weiden, die ein oder andere Kuh und viel, viel, viel Wald. Außerdem noch ein paar größere Städte, deutlich mehr Orte der Größenordnung "Kuhkaff". Von einigen vielleicht als "hinterwäldlerisch" verschrien, ist es doch ganz schön. Zu vergleichen mit New York, oder Tokio, eigentlich ist das Sauerland nämlich eine Großstadt, nur mit mehr Parks und ruhigeren Ecken.
Sauerländische Vokabeln
anbölken - laut beschimpfen, anschreien
"Hat der Alte gestern wieder gebölkt."
Balken, der - Dachboden, Speicher
"Häng die Schützenfestfahne aussem Balken."
beömmeln - sich über jemanden oder etwas amüsieren
"Über euren Menne könnt ich mich immer wieder beömmeln."
betuppen - betrügen
"Der Tünnes wollte mich glatt um 2 Mark betuppen."
Blagen - Kinder (meist Mehrzahl)
"Sach den Blagen, se solln nich son Krach machen."
Bollerkopp - ungehobelter lauter Zeitgenosse
Bömsken - Bonbon, Süßigkeiten
Bumms, der - große Schusskraft beim Fußball
"Der neue Stürmer hatten Riesenbumms auffen Schlappen."
dicke - a) Ausdruck für betrunken sein
dicke - b) im Sinne von reichlich
"Fünf Mann passen dicke innen Käfer."
Ette - Kosename für Frau/Freundin
Foffo - Geschwindigkeit
"Der kam mit nem Foffo umde Kurve geschmiergelt."
friemeln - zusammenflicken
"Der friemelt noch immer seinen ollen Käfer zusammen."
Wem gehörste? - Frage der Älteren an Kinder, welcher Familie sie angehören.
gezz - Ausssprache von "jetzt"
Graupe, die - Versager im Sport
groggi - müde, erschöpft sein
"Karl hatten ganzen Tach im Garten herumgewullackt, gezz isser groggi."
Heiermann, der - ein Fünf-Mark Stück
Hörnertee, der - auf Schützenfesten sehr beliebte Kräuterlikör [auch Hörnerbrause oder Hörnerwhiskey]
Kerr - drückt Erstaunen aus
"Kerr, hat der sich gestern einen hinter die Binde gegossen."
Killefitt - Unsinn, dummes Zeug
"Mach ja kein Killefitt, ich verlaß mich auf dich."
Klotschen - Holzschuhe
Knifte - Butterbrot, Stulle, Karo
lunterig - müde, abgespannt, schlapp; besonders nach anstrengender Arbeit oder kurz vor einer Grippe
Mauken - Füße
"Tu endlich deine Mauken vom Tisch."
Nuckelpinne - altes Auto
oppe sein - aufgebraucht, kraftlos
Oschi - großer Gegenstand
Pohlbürger - Jemand, dessen Familie schon seit Generationen an einem Ort wohnt
rammdösig - verrückt vor lauter Lärm und Gerede
"Von dem Gedudel wirste ja echt rammdösig."
rantern - Kinder, die längst schlafen sollten, verursachen immer noch laute Geräusche
röppen - feste ziehen, hin- und herbewegen
Schluffen - a) Pantoffel
Schluffen - b) Breitreifen
"Hat sich jetzt 195er Schluffen auffe Felgen gezogen."
Schlunz, der - unsauber aussehende, gammelig gekleidete Person
Schmacht, der - Hunger, Kohldampf
Schmackes - Elan, Schwung
schnäbeln - küssen
schnuppe/schnurzpiepe - egal sein
"Ist mir schnurzpiepe, wie du das schaffst."
Schochen - Beine, hauptsächlich Fußballerbeine
Spirenzken - Unagemessenes Tun
"Hör endlich mit den Spirenzken auf."
stramm - betrunken
strunkelig - leicht angetrunken
Tacken - ein kleines Stückchen mehr
Tinnef - Mist, Unsinn
Verdorri - feine Umschreibung für verdammt
"Verdorri noma, gezz hab ich mich schon wieder verhaun."
Wallachei - rückständige, unwegsame Gegend
"Wie sind mittem Jeep durche Wallachei gefahren, die Leute da machen echt das Licht mittem Hammer aus."
wämmsen - sich prügeln, hauen
woll - Allerweltswort, eines der meistgesprochenen Wörter im Sauerland, bekräftigt jeden Satz. Das sprachliche Erkennungszeichen der Sauerländer.
zugange sein - gerade mit etwas beschäftigt sein
"Hat er sein Auto schon gewaschen? - Nein, er is noch zugange."
Sauerländische Grammatik
Das "R" wird im Auslaut betonter Silben durch gleitendes "A" ersetzt. Gleichzeitig wird der Vokal gelängt.
dort - doat
Wurst - Wuast
Das "G" im Silben Auslaut wird als "CH" gesprochen.
steigt - steicht
Katalog - Kataloch
Tag - Tach
Genug - genuch
Neben obigen Aufweichungen gibt es auch Verhärtungen.
das - datt
Kopf - Kopp
Häuschen - Häusken
Artikel werden an Verhältniswörter oder Bindewörter angehängt.
anne Füße
ummen Hals
vonne Socken sein
weile Gegend da schöner ist
Der Genetiv existiert im Sauerland eigentlich nicht.
Meines Bruders Haus - Mein Bruder sein Haus, noch besser - ihm sein Haus
wessen - wem sein
dessen - dem sein
Das Wort "am" vor einem Verb drückt wie die englische "ing"-Form aus, dass eine Handlung andauert.
Es ist am plästern
Wir waren noch am pennen
"Dafür", "davon" und "dazu" werden auseinander gezogen.
davon hast du gar nichts - da haste garnix von
dafür kann er nichts - da kann er nix für
Für-/Eigenschaftswörter werden oft nicht gebeugt.
Zieh dir mal en sauber Hemd an
Im Urlaub hatten wir schlecht Wetter
Wat unser Mutter sagt, wird gemacht
Pronomen nach einem Verb werden direkt ans Verb angehangen und verkürzt.
da must du jetzt - da musse gezz
Kannst du das mal machen?- Kannze datma machen?
Das kriegst du nicht - Dat krissenich
Da sagst du was - Da sachste wat
Kausalsätze werden ungern mit "weil" und "dem" eingeleitet.
Ich habe kein Bier geholt, denn ich wußte nicht, daß ihr kommen würdet. - Ich hab kein Bier geholt, ich wußte ja nicht, datter kommt.
Er hat die Stelle als Meister bekommen, weil er die besten Zeugnisse hatte. - Er hat den Posten als Meister gekricht, er hatte ja die besten Zeugnisse.
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