Abenteuer Ungarn: Verrücktes, lustiges und fruchtifizierendes von einem deutschen Tiermedizin-Studenten in Budapest - Kann das sehen?

07 október 2006

Ein Jahr

Zur Jährung meines Budapestaufenthalts gibt es einen schönen Text von mir, sehr unstrukturiert, sehr lang, sehr schwer zu lesen, viel Spaß. Los geht's:

Ich bin kein Tourist. Jetzt wohne ich schon ein Jahr in Budapest. Eine Kommilitonin hat ein Shirt mit der Aufschrift I´m not a tourist, i life here oder so. Das find ich sehr cool. Am Anfang fand ich diese Person ja sehr bescheuert, inklusive ihrer Freundin, die von uns Frau Knüppelkuh genannt wurde. Doch sind die beiden sehr witzig wenn man sie ein bissel kennt, sehr humorvoll, allebeide. Zufällig heißen sie auch noch Kathrin und Steffi, aber dazu können die beiden ja recht wenig. Ähm, was wollt ich eigentlich sagen? Ach ja. Es war schon etwas komisch so plötzlich Zuhause auszuziehen und dann auch noch gleich so weit weg. Familie und Freunde zurück zu lassen. Keinen zu kennen. Noch nichteinmal eine Wohnung zu haben. Doch es hat sich gelohnt. Ich könnte jetzt diesen üblichen Auslandsquatsch erzählen, von wegen ganz neue Erfahrung, andere Kultur und so. Aber solche Leute nerven doch. So wirklich Ausland ist das ja auch nicht. Ich studiere hauptsächlich auf Deutsch, gerade mal zwei Fächer auf Englisch, und nix auf auf Ungarisch. Das ist doch nicht Ausland. Eine Wohnung hatte ich innerhalb eines Tages, probiert das mal in München. Das schwierigste an der Aufenthaltsgenehmigung war das Gebäude des Innenministeriums zu finden. Das ist nämlich wirklich sehr gut versteckt in einem Industriegebiet. Wahrscheinlich bekommt auch jeder die Aufenthaltsgenehmigung der das Gebäude findet, das ist quasi ein Test wie gut man in Ungarn klar kommt, schafft man das, schafft man alles. Für diejenigen die dieses Semester hier anfangen ist es schon einfacher, denn jetzt gibt es auf der Unihomepage alle Informationen die man braucht, klick, das wurde uns mal eben in zwei Sätzen mitgeteilt. Gut, im Supermarkt gibt es gelegentlich noch Probleme, aber praktischerweise kann man viele Produkte ja an der Packung auseinander halten (zum Beispiel Zucker und Salz) oder erkennt anhand der Bildchen was drin ist (Maggiefix, Müslisorten etc). Es war erstaunlich einfach Freunde zu finden, alle die hier sind, sind weit weg von Zuhause, alle brauchen Halt. Das ging hier echt superschnell, nach ein paar Monaten hatte man schon das Gefühl die Leute zehn Jahre zu kennen. Da geht das mit dem Heimweh dann auch. Nur wenige haben hier aufgehört weil sie Heimweh hatten. Richtig dolles Heimweh hatte ich nicht, ab und an mal so eine kurze Phase, aber nie über Tage hinweg. Bin ja auch recht oft in der Heimat, mein Zuhause ist jetzt schon Budapest, und nach zwei Monaten Sommer in Deutschland hat man sich schon auf Budapest gefreut. Viele die in Deutschland einen Studienplatz bekommen haben fanden das eigentlich dann doch nicht so gut, und sind hier geblieben, oder nur wehmütig weggezogen. In Deutschland ist auch vieles anders. Kein so schnuckeliger Kampus, keine festen Praktika-Gruppen, was es schwerer macht Freunde zu finden.
Ach ja, eins noch, ist ein bissel der oben erwähnte Auslandsquatsch, aber nur ein bissel. Es ist schon echt erstaunlich wie wenig man über Budapest, oder andere Ostblockstaaten weiß. Als ich hier hinzog wusste ich nur dass Budapest die Hauptstadt von Ungarn ist, dass die Donau hier durchfliest wusst ich nicht, welche Währung man hier hat, wusst ich nicht, Geschichtliches, nicht viel. Doch da geht es vielen nicht anders. Wie oft hab ich eMails mit den verrücktesten Orten bekommen, Bukarest, Rumänien und Bulgarien waren dabei noch die Spitzenreiter. Es ist doch echt erstaunlich, über den Osten weiß man irgendwie nicht viel. Ich inzwischen schon deutlich mehr, wenn man da wohnt kann man sich ja auch schlecht davor verschließen. Doch zurück zum Tourist, gesehen hab ich von Budapest erstaunlich wenig, man sollte doch meinen man würde in einem Jahr ne ganze Menge schaffen, doch die Touristenecken gehe ich meist nur an wenn Besuch aus Deutschland kommt, seltener mit Kommilitonen. Wie lange reden wir schon von einer Fahrt zum Ballaton, oder in die Puszta. Naja, immerhin hab ich die wichtigen Touriecken innerhalb Budapests geschafft, doch wenn man sich als Tourist Mühe gibt schafft man das in einer Woche, doch dann muss man ja nicht nebenbei auch noch mal eben Arzt werden. Man Stundenplan in diesem Semester ist auch der beschissenste von allen bisher. Jeden Tag um acht Uhr antreten, donnerstags ausschlafen bis zehn. An kurzen Tagen (Montag und Mittwoch) geht's bis 16Uhr, ja das ist kurz. Nervig ist der Dienstag, 21Uhr. Donnerstag geht's echt, denn trotz späterem Anfang nur bis 17Uhr. Freitag noch mal schön, 18Uhr, sehr blöd wenn man mal übers Wochenende nach Hause möchte. Round about vierzig Stunden Uni, doch dann muss ja noch schlafen, lernen, surfen, joggen, saufen, fernsehen, kochen, abspülen, putzen [in absteigender Priorität].

Konfuser Text, Gedankensammlung, über 800 Wörter, wers bis hier geschafft hat, herzlichen Glückwunsch, doch ich kann euch kein Gulasch dafür geben (sagt man so, hier, Ungarn halt).